Am Fuße eines Lindenbaums stehen vier Steine tief in der Erde. Einige von ihnen sogar so tief, dass sie kaum mehr als Steine erkennbar sind. Dennoch berichten Sagen von den vier Steinen bei Krimpe, auch Vierersteine genannt. Sie werden von den Archäologen als ehemaliger Steinkreis interpretiert und auf die Jungsteinzeit datiert (3.600-2.200 v. Chr.). Man vermutet zudem, dass die Anzahl  der Steine ursprünglich höher war. Die Sage versucht ihre Entstehung zu erklären. Sie erzählt jedoch nichts von den Nägeln, die in zwei der Steine eingeschlagen wurden, manche sehen sehr alt aus, andere nicht.

Die Nagelsteine

Es wird vermutet, dass die Nägel Teil eines Magieglaubens sind. Das Einschlagen der Nägel in den Stein, was sich erst einmal sehr schwer anhört, sollte Krankheiten bannen oder als Nagelprobe ein Gottesurteil fällen. Nach Volksglauben werden die Steine vor allem bei Unwetter weich und die Nägel lassen sich leichter einschlagen. Die Steine bestehen aus dem sonst sehr harten Material Quarzit, doch durch Bewegungen der Gesteinsschichten während ihrer Entstehung bekam das Material Risse. Wer es geschickt anstellt, kann so dennoch Nägel in einen Stein schlagen. Auch in der Neuzeit mag ein eingeschlagener Nagel als ein gutes Omen für ein glückliches Gelingen einer Aufgabe oder andere Wünsche gegolten haben.

Der Bauer

In Räther, nicht weit von Krimpe entfernt, steht ebenfalls ein großer Stein am Rand eines Feldwegs. Er trägt die Bezeichnung Bauer, Langer Stein oder Schäferstein. Auch er ist ebenfalls rundherum genagelt und wird in manchen Varianten als Kutscher des unglücklichen Vierergespanns interpretiert. Krimpe und Räther liegen auf dem Weg zur Wanderregion des Süßen Sees im Mansfelder Land.

Wanderungen

Gründungsmitglied des Nietlebener Heimatvereins e.V. Dr. Erdmann Neuß, Sohn des Hallischen Historikers Erich Neuß, berichtet von seinen Wanderungen als Kind in der Gegend. Zusammen mit Kindern aus der Nachbarschaft war er über Jahre regelmäßig im Sommer unterwegs und erschloß sich so die Region und ihre Geschichte. Durch den heimatkundlich versierten Vater wurden sie auf interessante Orte hingewiesen und diese boten das Ziel einer Wanderung, die sich bis ins Mansfelder Land zogen. Noch heute habe er eine Liste aller Orte, die sie erwanderten. Die vier Steine von Krimpe sind auch mit dabei.

Vierersteine

Interview

„Für den Nietlebener Heimatverein e.V. habe ich verschiedene Beiträge über meine Kindheit in Nietleben oder Portraits bekannter Persönlichkeiten aus der Gegend geschrieben. Das sind kleine Mosaiksteinchen, die das Gesamtbild von dieser Region prägen.

Jetzt haben Sie hier mit diesen sieben Sachen einzelne Orte, die wiederum doch relativ weit auseinander liegen. Die haben alle ihr eigenes Umfeld, ihren eigenen Kontext, wie man heute so sagt. Doch mit der detaillierten Geschichte von einem Ort versteht man die Gegend, die Leute und die Kontexte besser.“

neuss Dr. Erdmann Neuß ist Theologe und Mitglied des Nietlebener Heimatvereins e.V.


Die vier Steine bei Krimpe


Aus: Johann Georg Theodor Grässe (1866): Sagenbuch des Preußischen Staats. Erster Band. Dresden, S. 468, Nr. 517.

„Wenn man von Krimpe nach Hinstädt geht, erblickt man rechts vom Dorfe vier große Kieselsteine, die tief in der Erde stecken und an denen man Feuer anschlagen kann.

Dieselben sollen davon herühren, daß einst bei sehr schlimmem Wetter, als hier noch keine Chaussee ging, sondern die Straße eigentlich nur aus einem bodenlosen Schmutz bestand, ein reicher Mann mit einem von vier raschen Pferden gezogenen Wagen kam. Die letztern wollten denselben schnell durchfahren, allein die Räder versanken in dem weichen Boden, und wie sehr sie sich auch anstrengten und wie wild auch der Fuhrmann in dieselben hieb, sie vermochten das Fuhrwerk nicht aus dem Schlamm zu ziehen.

Endlich rief der Fuhrmann wüthend: „Kreuzhimmeldonnerwetter, da wollte ich doch, daß alle Teufel uns gleich sammt den Pferden in die Erde ’neinkeilten und daß wir gleich zu Stein würden!“ Allein kaum hatte der Frevler diese gottlosen Worte gesprochen, so erhob sich ein gewaltiges Donnern und Krachen in der Luft und Pferde, Wagen, Kutscher und Herr wurden sofort zu Stein.

So stehen sie noch bis auf den heutigen Tag. Wenn man aber des Nachts an ihnen vorbeikommt, da hört man ganz deutlich ein ängstliches Brausen und Schnauben wie von Pferden.“

Steckbrief


Objekt:
Steinsetzung aus vier Steinen, Nagelsteine
Material: Quarzit
Maße BHT:

  • westlicher Stein: 67 x 90 x 26 cm
  • südlicher Stein: 61 x 85 x 62 cm
  • östlicher Stein: 30 x 30 x 20 cm
  • nördlicher Stein: 70 x 56 x 30 cm

Ort: Schochwitz, OT Krimpe, am südlichen Ortsein- bzw. ausgang
Anbindung:

  • Parkmöglichkeit: Es ist möglich am Straßenrand zu parken.
  • ÖPNV: Die Buslinie 309 Richtung Schochwitz fährt bis Krimpe
  • Fahrradweg: Sowohl der Himmelsscheibenradweg als auch der Saale-Harz-Radweg führt südlich an Höhnstedt vorbei.

Koordinaten: N 51.51791 E 011.74752
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