Die Saale, das fließende Gewässer um Halle, bot zahlreiche Inspirationen zur Entstehung von Nixensagen. Geschichten zu diesen Wasserwesen findet man Fluss auf und Fluss ab. Sie sollen in den Saaleauen, dort wo Elster und Saale zusammenfließen, tanzen und ihre Wäsche waschen. Geschichten erzählen von jungen Fischern, die sich in die weiblichen Wassernixen verlieben, und unter dem Giebichenstein wohne sogar ihr König, der einmal die Frau des Nixenkönigs von Rothenburg gestohlen haben soll. Auch am südlichen Rand des Stadtgebietes von Halle-Neustadt gibt es einen alten Saalearm, der einen Nix beherbergen soll, den sogenannten Passendorfer Kirchteich. Dieser Nix sei jedoch böse und wolle dem unachtsamen Spaziergänger nichts Gutes, so lautet die Sage.

Hinter der Kirche

Der 950 Meter lange ehemalige Altwasserarm der Saale liegt direkt hinter der Passendorfer Kirche und wird daher als Kirchteich bezeichnet. Er ist heute ein wichtiger Bestandteil des Naherholungsgebiets Südpark, das von den Bewohnern der nahen Halle-Neustadt besucht wird. Ein Weg führt einmal um den Teich herum und zwei Brücken über ihn hinweg. Der größte Teil des Parks liegt südlich vom Kirchteich. Dort erstrecken sich große Grünflächen mit Grillplätzen, Tischtennisplatten und Kinderspielplätzen. Eine Parkschenke bietet sogar einen kleinen Imbiss an.

Sehenswürdigkeiten fern der Altstadt

Halle-Neustadt verbindet man meist nicht mit ländlicher Idylle, doch hier am südlichen Rand des Stadtgebiets kann man noch die Reste der alten Ortschaft Passendorf erkennen. Die Passendorfer Kirche am Schulplatz wurde im 18. Jahrhundert erbaut und wird in der heutigen Zeit durch die evangelische Kirchengemeinde Halle-Neustadt genutzt. Das Passendorfer Gut, auch Passendorfer Schlösschen genannt, ist ein ehemaliges Gutshaus, das sich unter Denkmalschutz befindet. Das Gebäude stand lange Zeit leer, doch im Augenblick wird das Schloss zu einer Anlage mit modernen Wohnungen und Büroräumen umgebaut.

Über den Altstadtrand hinaus

Es kommt wohl nicht sehr oft vor, dass sich eine Gruppe Touristen hierher verirrt, denn die traditionellen Stadtrundgänge finden in der Altstadt statt. Zwar gibt es auch thematische Rundgänge in den verschiedenen Stadtteilen, unter anderen in Halle-Neustadt, aber das ehemalige Passendorf liegt zu weit vom Zentrum entfernt. Dennoch lohnt sich ein Ausflug an den Stadtrand. Eröffnet er dem Spaziergänger doch eine interessante Mischung aus ländlich anmutenden Häusern mit den großen Grünflächen und den direkt benachbarten hohen Plattenbaukomplexen.

Passendorfer Kirchteich

Interview

„Sagen sind das Salz in der Suppe. Die reinen Zahlen sind mit der Zeit zu trocken. Natürlich legt jede Besuchergruppe Wert auf andere Aspekte, aber eine Führung soll ja auch unterhalten und Sagen zeugen auch von der Fantasie der Menschen, die hier lebten.“

kressSeit 1986 ist der Urhallenser Hans-Joachim Kress Stadtführer und begleitet Gäste auf die Hausmannstürme.


„Man muss darauf achten, was die Leute interessiert. Zum Beispiel hatte ich vor Kurzem eine Führung mit Kindergärtnerinnen und Erziehern. Denen hätte ich Sagen ohne Ende erzählen können. Da konnte ich auch Nixensagen einfügen, was ist sonst in einer normalen Stadtführung nicht der Fall.“

kraußeDie selbstständige Gästeführerin Beate Krauße aus Gartenstadt Nietleben bietet thematische Führungen in Halle (Saale) an.


Der böse Nix von Passendorf


Aus: Karin Schubert (1991): Geschichten aus dem alten Halle. Nixenmärchen und Sagen um die Saale. Halle: Fliegenkopfverlag, S. 20.

„Im Teiche hinter der Kirche des Dorfes wohnte – es ist lange her – ein Nix mit grausamen, grünen Augen. Ging abends jemand am Teich vorbei, versuchte er die Menschen zu locken und in das Wasser zu ziehen. Waren es Mädchen, die vorbeigingen, rief er mit der freundlichen Stimme eines jungen Burschen „Komm, komm, komm, ich warte schon so lang, komm, komm, komm!“ War es ein Mann, nahm er die Stimme eines jungen Mädchens an.
Manchmal mittags, um zwölf Uhr, schlug der Nix böse mit seinen Arme mächtige Wellen und rief mit hohler Stimme:

„Die Zeit ist da,
die Stund ist da,
wär nur der Mensch erst da!“

Dann mußte man sich hüten, dicht an dem Teich zu gehen!“

Steckbrief


Objekt:
Teich
Ort: Südpark, Halle-Neustadt
Anbindung:

  • Parkmöglichkeit: Parkmöglichkeiten bietet ein großer Parkplatz an der Salzmann-Schule (Telemannstraße).
  • ÖPNV: Man nimmt eine Straßenbahnlinie Richtung Halle-Neustadt bis Rennbahnkreuz, dann die Buslinie 40 bis Endhaltestelle Südpark.

Koordinaten: N 51.47171 E 011.92923
Nächster Geocachingpunkt: Halles Teiche: Kirchteich