Ein Steindenkmal für einen Stein. Das hört sich ungewöhnlich an, doch kann man genau das in dem kleinen Ortsteil Neue Häuser in der Nähe von Krosigk finden. Das Denkmal steht 400 Meter vom Straßenrand entfernt und wurde im Jahre 2003 wurde vom Kultur- und Heimatverein aufgestellt. Der Gedenkstein soll an den großen Menhir erinnern, der dort einst stand: der Frössnitzstein oder auch Schön-Ännchen Stein genannt. Dieser befindet sich heute neben dem Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle (Saale).

Der große Menhir

Der Frössnitzstein ist fast drei Meter hoch. Er besteht aus einer flachen Platte des für diese Gegend um Halle so typischen rötlichen Porphyrgesteins. Er wurde bereits 1892 nach Halle (Saale) versetzt. Der Gutsbesitzer von Krosigk soll ihn in zwei Teile zerschlagen und auf sein Gut geschafft haben. Die Umsetzung oder gar Abtragung und Weiterverwertung von den sogenannten Menhiren, besondere stehende Steine aus der Jungsteinzeit, war in den Jahren nichts ungewöhnliches. Viele ehemalige Kultstätten und Grabhügel fielen der Flurbereinigung zum Opfer. Der Hallische Heimatforscher Sigmar Schultze-Galléra bemühte sich jedoch, diesen Stein vor der endgültigen Zerstörung zu retten, und so kam er zum Landesmuseum. Heute steht er vor dem Seiteneingang in der Nähe der Straßenbahnhaltestelle Landesmuseum für Vorgeschichte.

Der originale Standort

Am ursprünglichen Standort erinnert daher nur ein wesentlich kleineres Denkmal an die große steinerne Platte, um die sich Sagen ranken und die Schultze-Galléra zu seiner Niederschrift der Geschichte von Schön-Ännchen inspirierte. Hier soll nämlich eine junge Frau begraben worden sein, die als Waisenkind einer vornehmen Dame bei dem Müller von Gottgau aufwuchs. Das Mädchen mit Namen Anna freundete sich mit dem Sohn des Burgherrn zu Löbejün an. Zu dieser Zeit fielen jedoch die Hussiten in Deutschland ein. Der Ort wurde erobert und die Bewohner gefangen genommen. Die schöne Anna erregte die Aufmerksamkeit zweier Anführer, Sbinko und Prokop, und es kam zu einem Streit um das Mädchen, das dabei getötet wurde. Als Wiedergutmachung wurde Anna in einem Steinsarg zusammen mit reichen Beigaben beerdigt und ein großer Stein auf ihr Grab gesetzt. Daher wird der Stein auch als Schön-Ännchen Stein bezeichnet. Eine zweite Sage erzählt davon, wie der Schatz Jahre später gehoben wurde.

Frößnitzstein

Interview

„Der Frössnitzstein besteht aus Porphyr. Dieses Gestein ist sehr typisch für unsere Region. Es ist ein rötlicher Stein, den es in Deutschland nicht mehr in dieser Art der Ausprägung gibt.

Bei allem, was hier gebaut wurde, war es sehr günstig und einfach Porphyr zu benutzen, schon allein wegen des Transportwegs. Daher haben alle alten Gebäude in Halle im Fundament Porphyr. Die Steinbrüche waren ganz in der Nähe: Der Galgenberg und unten an der Saale der Lehmannfelsen waren Steinbrüche. Und auch für sehr viel älteren Menhire benutzte man das Material, was in der Gegend vorhanden war.“

degen Dr. Thomas Degen ist Geologe an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.


Der Schatz unterm Frössnitzstein


Aus: Manfred Lemmer (1989): Der Saalaffe. Sagen aus Halle und Umgebung. Halle: VEB Postreiterverlag, S. 118/119.

„Vor Zeiten lebte in Frößnitz ein Bauer namens Hans Beiling. Der träumte eines Nachts und hörte eine Stimme sagen: »Zu Magdeburg auf der Brücke wirst du erlangen ein großes Glücke.« Er gab nichts weiter darauf, aber als er den Traum noch zweimal hatte, sagte er sich, aller guten Dinge sind drei, vielleicht ist etwas dran, und er machte sich auf den Weg nach Magdeburg.

Dort stellte er sich auf die Elbebrücke und wartetete der Dinge, die da kommen sollten. Er wartete und wartete einen ganzen Tag, aber nichts geschah. So machte er sich enttäuscht davon, um eine Herberge zur Nacht zu suchen. Am Ende der Brücke begegnete ihm ein alter Invalide, der dort Tag für Tag saß und die Vorübergehenden um ein Almosen bat. Der sprach den Bauern an und fragte ihn, warum er denn den ganzen Tag untätig auf der Brücke gestanden habe.

»Ach«, antwortete Hans Beiling, »das ist eine merkwürdige Geschichte«, und er berichtete dem Fremden von seinen Träumen. »Mein Gott«, entgegenete ihm der Invalide, »Träume sind Schäume. Gib nichts auf sie, wenn du dich nicht zum Narren machen willst. Nimm mich, ich habe jüngst in einer Nacht dreimal gerträumt, daß eine Stimme rief : Beim Petersberg am Frößnitzstein, da liegt ein Schatz, Hans, der sei dein. Nun frage ich dich, was das bedeuten soll. Erstens heiße ich nicht Hans, sondern Jörg, und zum andern, kennst du einen Petersberg oder einen Frößnitzstein? Also, sind Träume nicht Schäume?« Aber der Bauer antwortete nicht auf die Rede des anderen. Ihm ging mit einem Male ein Licht auf. Diese Nachricht war es, die er zu seinem Glücke auf der Magdeburger Brücke empfangen sollte, und Hans hieß er schließlich auch. Am andern Morgen in aller Frühe verließ er seine Herberge und machte sich eilig auf den Heimweg. Zu Hause angekommen, berichtete er seiner Familie, was ihm widerfahren war.

Kurz vor Mitternacht aber begab er sich mit seinem Sohne zum Frößnitzstein, um nach dem Schatz zu suchen. Nachdem sie ein Vaterunser gebetet hatten, um gegen einen bösen Geist, der vielleicht unter dem Stein hause, gefeit zu sein, begannen sie zu graben. Bald stießen sie auf den Steinsarg Annas von Frößnitz, hoben den Deckel hoch und fanden bei der Verstorbenen Ketten, Ringe, Perlen und Edelsteine. Die nahmen sie an sich, schlossen das Grab wieder so, daß niemand eine Spur von ihrer Schatzsuche entdecken konnte, und eilten nach Hause. Bald verließ Hans Beiling Frößnitz und kaufte sich von den Kleinodien Annas von Frößnitz in einer entlegenden Gegend, wo niemand ihn kannte, bedeutende Güter.“

Steckbrief


Originaler Stein
Objekt: Menhir
Material: Quarzporphyr
Maße BHT: 196 x 268 x 36 cm
Ort: Neben dem Landesmuseum für Vor- und Frühgeschichte in Halle (Saale)
Anbindung:

  • ÖPNV: Die Straßenbahnlinie 7 oder Buslinie 52 nimmt man bis Haltestelle Landesmuseum für Vorgeschichte.
  • Fahrradweg: Hier ist der Start des Himmelsscheibenradweg.

Koordinaten: N 51.49846 E 011.96273
Nächster Geocachingpunkt: Landesmuseum mit der Himmelsscheide von Nebra

Nachbildung am originalen Ort
Objekt: Steindenkmal
Ort: Neben Neue Häuser bei Krosigk
Anbindung:

  • Parkmöglichkeit: Man kann am Straßenrand bei Neue Häuser parken.
  • ÖPNV: Die Buslinie 301 fährt Richtung Plötz Dorfplatz bis Neue Häuser.

Koordinaten: N 51.60984 E 011.91957
Nächster Geocachingpunkt: Krosigker Bockwindmühle