Im Unterholz
Der Pfad scheint den Anwohnern bekannt zu sein und als Wanderweg zu dienen. Man begegnet immer wieder Menschen, die spazieren gehen oder ihren Hund ausführen. Auf einer Fläche von ungefähr 75 x 60 Metern erstreckt sich hier eine leichte Erhebung und zeugt von einer Befestigungsanlage aus slawischer Siedlungszeit. Von den Mauerresten ist heutzutage nichts mehr zu sehen. Allein der Graben, ein fast wasserleerer Arm der alten Weißen Elster, fällt deutlich neben dem Weg ab. An dessen Grund findet man kleine Pfützen, morastigen Boden und einen kleinen Teich, der wohl ein Überbleibsel des einst mit wassergefüllten Grabens ist. Der Pfad führt auf und ab durch das Waldstück bis man wieder auf einen Schotterweg gelangt, dem man bis zu einer Kiesgrube folgen kann. Im Sommer wird hier gebadet.
Die versunkenen Burgen
Es gibt keinen Punkt, keine konkrete Stelle, die den Ort des sagenhaften Geschehens markiert. Man braucht schon etwas Fantasie neben den ganzen Bäumen und Sträuchern, um sich die alte Burg vorstellen zu können, von der die Sage erzählt. Dennoch ist der inzwischen mit Bäumen und Gestrüpp bewachsene Wall sehr gut zu erkennen. An anderen Orten im Saalekreis sollen ebenfalls Burgen versunken sein, die böse schwarze Ritter bewohnten, und die für ihre Grausamkeiten so bestraft wurden. Ein solcher Ort soll der Fuchsberg in der Nähe von Morl gewesen sein, der einst eine Insel inmitten eines großen Sees war. Aber auch vor den Toren des alten Halle, im Gütchenteich, soll einst eine Burg versunken sein. Heute verläuft dort die Gütchenstraße. Es scheint ein Sagenmotiv zu sein, das der Saale und ihren Zuflüssen eigen ist.
In Burgliebenau
Der Ort Burgliebenau besitzt ein altes Gutsgebäude, das auch als Schloss oder Burg bezeichnet wird. Man sollte es jedoch nicht mit der sagenhaften Burg verwechseln. Schließlich steht das Gutsschloss noch. Die ehemalige Wasserburg, später Schloss- und Gutsanlage, gehörte den Bischöfen und Herzögen von Merseburg. Heute befinden sich Wohnungen darin.
Interview
„Sagen verweisen auf die örtlichen Gegebenheiten. Habe ich besondere Steine, habe ich besondere Orte oder möchte ich eine Schlacht erklären, dann entsteht dadurch eine Sage. Das Vorhandensein von Wasser regt die Fantasie der Menschen ebenfalls an. Daher findet man in Halle und Umgebung sehr viele Nixensagen. Aber auch andere Orte mit Flusslandschaften besitzen solche Sagen, man kann sie selten genau einer Region zuordnen.
Anderseits gibt es auch hier in der Gegend einige versunkene Schlösser. Das nimmt sicherlich Bezug auf historische Entwicklungen. Orte wurden aufgegeben und Wüstungen entstanden. Meist weiß man schon eine Generation später nicht mehr, warum es so war. Möglicherweise entsteht so die ein oder andere Sage.“
Die Germanistin Dr. Andrea Seidel veröffentlichte mit Studierenden der MLU Halle-Wittenberg die Sagensammlung „Tratschbarbe“.
Die versunkene Burg bei Burgliebenau
Aus: Manfred Lemmer (1989): Der Saalaffe. Sagen aus Halle und Umgebung. Halle: VEB Postreiterverlag, S. 95-98.
„Bei dem Dorfe Burgliebenau südöstlich von Halle soll es am Elsterufer einst eine Burg gegeben haben. Vor Jahrhunderten bewohnte sie ein edler Herr, dem die ganze Umgebung untertan war. Er war zwar reich, aber auch sehr hartherzig gegen Arme und barsch gegen jedermann. Als nun einmal an einem Frühlingsabend ein fürchterliches Unwetter über die Elsteraue zog, von solchen Regengüssen begleitet, daß die Elster und die Luppe über die Ufer traten und ihr Wasser zusammenfloß, kam ein altes Mütterchen völlig erschöpft auf der Burg an und bat um Aufnahme. Der Burgherr aber herrschte sie an, daß er für Gesindel kein Unterkommen habe. Sie solle sich davonscheren. Auch ihr Hinweis, sie kenne sich in der Gegend nicht aus und wisse bei dem ansteigenden Wasser nicht, wohin sie gehen solle, fruchtete bei ihm nichts. Der herzlose Burgherr ließ am Ende die Hunde auf die Alte hetzen.
Das hätte er besser nicht tun sollen, denn kurz darauf fielen er und sein Gesinde in einen tiefen Schlaf, und zugleich fing die Burg an, tiefer und tiefer zu sinken, bis man selbst ihre Zinnen nicht mehr sehen konnte. Das alte Mütterchen war nämlich eine zauberkräftige Fee. Sie hatte schon viel von dem harten Sinn des Burgherrn vernommen, und nun hatte sie sich davon überzeugen wollen, ob das alles wahr sei. Aus Zorn über die Behandlung, die ihr widerfahren war, hatte sie die Burg verwünscht, und sie war darauf im Wasser versunken. Nur alle sieben Jahre in der Johannisnacht um zwölf Uhr sollten sich fortan ihre Tore öffnen, und dann durften ihre Bewohner sie für eine Stunde verlassen. An der Spitze des Zuges ritt der Burgherr auf seinem stolzen Roß, und alles folgte ihm zu einem Jagdzug in die nahen Wälder. Aber mit dem Glockenschlag Eins mußten alle wieder in der Burg sein, deren Tore sich dann schlossen.“
Steckbrief
Objekt: Befestigungsanlage, Burggraben
Ort: Burgliebenau
Anbindung:
- Parkmöglichkeit: Es gibt keine offiziellen Parkplätze in der Nähe des Burgwalls, doch man kann das Auto in Burgliebenau abstellen und den Rest zu Fuß gehen. Insgesamt ist die Stelle etwas unwegsam.
- ÖPNV: Die Buslinie 358 Richtung Gröbers fährt bis Burgliebenau.
- Fahrradweg: Der Elsterradweg von Halle (Saale) Richtung Schkeuditz bzw. Leipzig führt nördlich an Burgliebenau vorbei.
Koordinaten: N 51.39285 E 012.04854
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