Heideprinzessin, kleine Heidetour, große Heidetour – zahlreiche Wege zum Spazieren und Wandern führen kreuz und quer durch das 740 Hektar große Naherholungsgebiet der Dölauer Heide. Man begegnet Joggern, Spaziergängern, Fahrradfahrern oder Kindern auf dem Naturlehrpfad. Vom Aussichtsturm am Kolkturmberg hat der Besucher einen weiten Blick über das umliegende Gelände, die Heide und die Stadt. Aber auch archäologisch Interessierte kommen auf ihre Kosten, denn die Heide bietet eine Vielzahl an prähistorischen Fundstellen aus der mittleren Jungsteinzeit bis späteren Bronzezeit. Es gibt Funde aus der Baalberger Kultur (4.100-3.600 v. Chr.), Steinkistengräber, von denen einige offen gelassen wurden, und eine einst große Siedlung der Bernburger Kultur (3.300-2.800 v. Chr.). Der aufmerksame Spaziergänger erkennt die Fundorte an den blauen Informationstafeln vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt. Diese erklären vor Ort die entsprechenden Hintergründe.

Zeugnisse längst vergangener Zeiten

Eine dieser Stätten ist der jungsteinzeitlich besiedelte Plateaurücken, der die nördliche Heide durchzieht und die Umgebung um zwanzig Meter überragt. Heute gehört das Areal zum Naturschutzgebiet der Bischofswiese, aber um ca. 2.500 v. Chr. gab es hier Befestigungsanlagen und Salzsiedestätten. Letztere sind die bisher ältesten bekannten ihrer Art in Mitteleuropa. Die Salzsiedekunst hat damit eine sehr lange Tradition in der Region. Zwar dürfen im Naturschutzgebiet die Wege nicht verlassen werden, aber die Wallgräben der einstigen mit Palisaden befestigten Anlage sind auch vom Weg aus gut zu erkennen. Seinen Namen erhielt das Gebiet, da es sich lange Zeit im Besitz des Magdeburger Erzbistums befand. Damals war es tatsächlich noch eine Wiese und weniger mit Bäumen und Gestrüpp bewachsen. Die Sage vom Schatz in der Heide erzählt von dieser Zeit.

Ein integratives Projekt

Der Besucher der Dölauer Heide sollte sich nicht wundern, wenn ihm einige der Sagengestalten tatsächlich begegnen. An besonderen Orten der Heide findet man, wie auch auf der Bischofswiese, sagenhafte Holzskulpturen. Diese wurden von Jewgenij Sidorkin angefertigt und sind Teil eines Integrationsprojekts aus dem Jahr 2013 des Vereins Hilfe für Flüchtlinge und Aussiedler e.V., bei dem deutsche Schulverweigerer zusammen mit Deutsch lernenden Zuwanderern aus Russland und dem Nahen Osten Holzbänke für die Heide bauten. Sidorkin kam selbst in den achtziger Jahren nach Deutschland und unterrichtet heute am Giebichenstein-Gymnasium Thomas Müntzer unter anderem Russisch und Kunst. Er regte die Idee an, die Standorte der Bänke mit Holzfiguren zu erweitern und übernahm die künstlerische Leitung und Ausführung der Skulpturen. Die Teilnehmer bauten die Bänke schließlich selbst und entwarfen die Inschriften. Diese kann man nun an verschiedenen Orten der Heide finden. Zusätzlich entstanden Geschichten zu diesen Figuren, die in der Broschüre Bäume erleben Geschichte – Bäume erzählen Geschichte gesammelt sind. Die Bänke in der Heide waren dennoch nur ein Teil des Projekts. Besuche der jüdischen Gemeinde in Halle (Saale) und dem Konzentrationslager Dora sowie gemeinsame Kochabende zum gegenseitigen Kennenlernen gehörten ebenfalls dazu. Viele der Teilnehmer haben auch heute noch Kontakt zueinander.

Bischofswiese

Interview

„Laut der ersten Idee sollten die Teilnehmer des Projektes nur die Bänke bauen, doch ich mache auch Holzskulpturen und da habe ich ein Konzept vorgelegt, die Standorte mit den Figuren zu erweitern. Hinzu kamen dann noch die Inschriften auf den Bänken, die den Figuren angepasst wurden: der Wolf bekam eine zackige Schrift, die Jungfrau eine verschnörkelte. Die Teilnehmer machten sich so die Heide zu eigen.

Angelehnt an Kunstmärchen, wurde das Projekt erweitert. Die Teilnehmer erfanden zu den Skulpturen neue Geschichten und eigneten sich so ihre Umgebung an. Sie verliehen ihr Bedeutung und so bot die Heide Raum zur Identifikation, ein Stück Heimat. So verstehe ich Integration: man lernt die Sprache am besten im Machen und sich Begegnen. Man lernt dabei andere Kulturen kennen und verfolgt ein gemeinsames Ziel.“

sidorkin Jewgenij Sidorkin lehrt am Thomas-Müntzer-Gymnasium in Halle (Saale) und ist Mitglied der Freien Akademie Quetz e.V.



Der Schatz in der Heide


Aus: Manfred Lemmer (1989): Der Saalaffe. Sagen aus Halle und Umgebung. Halle: VEB Postreiterverlag, S. 82.

„Auf der Bischofswiese soll einer der Erzbischöfe von Magdeburg, die jahrelang die halleschen Stadtherren waren und auf dem Giebichenstein und auf der Moritzburg residierten, in unruhigen Kriegszeiten seinen Schatz vergraben haben und ihn später nicht wiedergefunden haben.

Auf dieser Wiese war nämlich früher ein Kolk, das heißt ein sumpfiges Gelände. In warmen Sommernächten entstiegen ihm Gase, die sich entzündeten und als Irrlichter umhergeisterten. Aber die Menschen glaubten, es brenne der Schatz, und viele haben nachts danach gegraben. Ohne Erfolg.

Es heißt, daß nur ein unbescholtenes Sonntagskind ihn eines Tages heben wird.“

Steckbrief


Objekt:
Befestigungen
Ort: Dölauer Heide
Anbindung:

  • Parkmöglichkeit: In der Nähe des Waldkaters gibt es Parkplätze.
  • ÖPNV: Die Straßenbahnlinien 4, 5, 7 fahren bis Kröllwitz (Endhaltestelle).
  • Fahrradweg: Sowohl der Himmelsscheibenradweg als auch der Saale-Harz-Radweg führen südlich an der Bischofswiese vorbei.

Koordinaten: N 51.50213 E 011.9061
Nächster Geocachingpunkt: Archäologischer Heidefund